Weibliche Kraft leben

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Weibliche Kraft, was bedeutet das? Wie sieht man das in der Yoga Philosophie, die ja bekannterweise Jahrhunderte lang von Männer dominiert wurde?

Frau-sein ist nichts für Softies!

Meist wird weiblich im Gegensatz zu männlich mit dem Annehmenden (rezeptiv), mit Sanftmut und Weichheit erklärt. Dass Frauen viel Kraft brauchen, die Sippe zusammenzuhalten und zu organisieren, Kinder zu gebären und die Angst davor stillschweigend zu überwinden, davon wird nicht oft gesprochen. Aus diesem Zusammenhang entstehen noch ganz andere weibliche Kräfte wie Kreativität und die Vernunft, KEINE Kriege zu führen. Weiblichkeit im Sinne von Lalita ist verspielt und fröhlich, Männer fühlen sich davon vielleicht angemacht, aber es ist einfach pure Lebensfreude. Worum geht es also, wenn wir vobn weiblichen Kräften sprechen? Im Yoga kennt man indestens drei Shakti-Kräfte: Iccha-Shakti, Jnana-Shakti und Kriya-Shakti.

Weibliche Kraft leben

Bei den drei Shakti-Kräfte ist die Kraft der Tat (Iccha) das, was uns ohne Zweifel handeln lässt. Sie bringt uns mit absoluter Überzeugung vorwärts, da wir uns sicher sind. Diese Klarheit ist ein hohes Gut, muss kultiviert werden und führt zur Unterscheidungsfähigkeit. Ab einem bestimmten Alter fassen viele Frauen noch mal den Entschluss, etwas für sich zu tun. Sie finden heraus, dass sie nicht mehr nur für andere da sein wollen. Man verbindet das oft mit den Wechseljahren, das ist aber zu grob gefasst. Eine Frau muss eben tun, was eine Frau tun muss! Jede Frau, die sich vertiefende mit Yoga beschäftigt wird zu dieser Klarheit schon viel früher finden können. Und übrigens jeder Mann auch! Was ist es, was ich mir wünsche? Was bringt mir reine Freude beim Tun? Dadurch kann die Magie ins Leben (zurück) bringen.

Weibliche Weisheit ist Meditation in Bewegung

Die Kraft des Wissens nennt man Jnana-Shakti. Sie ist nicht die hirnlose Anhäufung von Wissen, sondern das Verstehen des zugrundeliegenden Prinzips. Reine Konzepte werden lebendig, Wissen wird durchdrungen und gelebt. Yoga ist so eine Philosophie, die viele Konzepte anbietet. Aber Sie kann erst durch die konkrete Praxis auf einer höheren Ebene verstanden werden. Alle, die Yoga für eine Gymnastik oder Sport halten, haben genau das nicht verstanden! Über die Jnana-Kraft kommen wir auf die Metaebene: Erst richten wir uns in einer Haltung ein oder üben ein Vinyasa, richten uns aus und lassen uns ein. Dann entsteht ein Flow von Atem und Bewegung (ja, auch in statischen Haltungen!), der Kopf wird leer, wir kommen zur Meditation in Bewegung. Alles ist stimmig, Frau (oder auch Mann) ist im Einklang, es entstehen Harmonie und Leichtigkeit im Tun und das ist wieder Jnana-Shakti, der Weg und das Ziel.

Und jetzt: Komm in die Puschen!

"In 7 Schritten zum Glück" von Mike Dooley © Knaur Yogannetteblog.de

“In 7 Schritten zum Glück” von Mike Dooley © Knaur

Wir haben Klarheit und Leichtigkeit gewonnen und jetzt müssen wir noch loslegen. Wir wissen, wir haben die Kraft des Handelns und bleiben dennoch stecken. Woran liegt es? Mut entsteht beim Handeln, alles ist besser als nichts zu tun. Dazu gibt es ein schönes Buch, dass auf leichte Weise die Furcht vorm Handeln nimmt: Mike Dooley “In 7 Schritten zum Glück”. Es geht ebenfalls um die innere Kraft (weiblich und männlich), die man nutzt, um Träume wahr werden zu lassen. Er betont immer wieder, dass es Freude machen muss, dann kommt man oder frau in die Kraft: Aus Gedanken werden Dinge, aber nur durch unser Handeln (Kriya-Shakti). Es ist das zweifelsfreie Tun (Iccha-Shakti), das uns das Vertrauen in die Richtigkeit des Handelns verleiht. Wir brauchen also alle drei Kräfte, um Wünsche in die tat umzusetzen.

Zwei weitere Kräfte

Neben diesen die Kräften habe ich neulich über zwei weitere Kräfte gelesen. Sie sind weitere Möglichkeiten, sich der Kraft bewusst zu werden: Ananda-Shakti ist die Kraft der Freude oder Glückseligkeit und Chit-Shakti die Kraft des höchsten Bewusstseins. Sie wird manchmal synonym verwendet für Jnana-Shakti. Glückseligkeit empfinden wir, wenn wir im Flow sind, also etwas tun in dem wir total aufgehen. Wenn sich Dinge im Leben wie von Zauberhand fügen, schwingen wir in Ananda-Shakti. Hervorrufen können wir sie durch regelmäßige Meditationen und docken dadurch an der Quelle an. Man spürt, was richtig ist, wenn man im Moment ist. Das entspricht dem Einssein mit allem und jedem, also dem ganzen Universum. Chit-Shakti ist das Wissen um mein Bewusstsein, das nicht getrennt ist vom Allbewusstein oder von Gott. Ohne dieses Bewusstein keine Kraft (Shakti), denn der göttliche Funke ist in jedem und allem. Das kann jeder erfahren, wenn sie oder er ganz präsent im Jetzt verweilen kann.

Annette Bauer

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