Schwester-Disziplinen: Yoga & Ayurveda

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Yoga kann man einfach so üben oder in den medizinischen Kontext des Ayurveda stellen: Es sind Schwester-Disziplinen. Das uralte Medizinsystem ist einfach ein geniales System der Vorsorge und der Behandlung von Erkrankungen.

Schwester-Disziplinen

Der Mensch ist im Kleinen (Mikrokosmos) dem Universum (Makrokosmos) nachgebildet. Er besteht aus den gleichen Elementen wie Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther/Raum. Allerdings ergeben sie eine einzigartige Mischung, den persönlichen Konstitutionstyp aus den drei Doshas. Stimmungsmäßig beeinflussen uns noch die drei Gunas. So individuell wir sind, gibt es dennoch ein System, das für alle gilt und uns reinigen und vorbereiten kann. Vorbereiten auf was? Entweder gesund und jung geblieben alt zu werden oder um den Weg der Erkenntnis zu beschreiten und das große Ganze zu begreifen. Die Frage nach dem Warum und Wie kann Yoga beantworten. Yoga und Ayurveda sind die Schwester-Disziplinen, die uns helfen, auf dem persönlichen Weg besser klarzukommen.

Die Winde im Körper: Vayus

Verschiedene Winde, die Vayus, steuern die Lebensfunktionen im Körper. Die Schwester-Disziplinen Yoga und Ayurveda sehen in den Vayus wichtige Ansatzpunkte für Übungen wie Asanas und Pranayama und Behandlungen durch ayurvedische Methoden. Ayurvedische Methoden sind unter anderem Massagen, Einläufe, Ernährung und medizinische Produkte. Ist das Verdauungsfeuer zu schwach, wird die Nahrung nicht richtig verdaut. Übrig bleiben im Körper sogenannte Schlacken, Ama, die die Energiekanäle (Nadis) verstopfen. Längerfristig sammelt sich das nicht verbrannte Ama in den sieben Geweben (Dhatus) an und führt zu Erkrankungen.

Yoga für Vata, Pitta, Kapha

Je nach Konstitutionstyp kann man die Yoga-Praxis anpassen und sich mit ayurvedischen Ernährungsregeln gesund erhalten. Das bezieht Ernährung und Lebensweise genauso mit ein wie Bewegung und Schlaf. Vata benötigt Regelmäßigkeit und Stabilität, Pitta Kühlung, Kapha ist gemütlich und soll den Hintern hoch kriegen. Soweit ist das eine Prophylaxe im Groben. Ist der Mensch bereits krank, behandelt man die Erkrankung, die ein anderes Dosha als der Konstitutionstyp sein kann. Also kann eine Kapha-Person schmerzende Gelenke haben, das ist dann eine Vata-Störung bei einer Kapha-Konstitution.

Schwester-Disziplinen: Yoga & Ayurveda

Ist der Mensch gesund, muss man theoretisch nichts weiter tun. Doch sind die umgebenden Einflüsse oft krankmachend. Wenn man gesund ist, kann man mit beiden Disziplinen für sich gesundheitlich vorsorgen. Und wenn man bereits erkrankt ist, hilft der Ayurveda. Wer täglich seinem Typ entsprechende Verhaltensregeln beachtet, sich nach seinem Dosha ernährt und einmal im Jahr eine Reinigungskur (Panchakarma) macht, kann eigentlich gar nicht mehr sterben! Naja, wird zumindest fit sein bis ins hohe Alter.  Beide Schwester-Disziplinen haben als Ziel die Befreiung, Moksha. Die erkrankte Kapha-Person bekommt zur Behandlung für die Vata-Störung also nicht nur ayurvedische Medizin, sondern auch Yoga-Übungen.

Morgenrituale & Ernährung

Rituale am Morgen und die richtige Ernährungsweise sind die einfach Übungsfelder, auf denen jeder beginnen kann. Morgens Zähneputzen und die Zunge reinigen, ist ein guter Anfang. Dauert auch nicht länger! Weiter geht es mit Nasespülen, den Körper einölen und massieren und danach warm duschen. Gut, da darf man zehn Minuten mehr einplanen. Mit einem Glas warmen Zitronen-Wasser regt man die Verdauung an. Denn im Ayurveda hegt und pflegt man einen guten Stuhlgang durch die richtige Ernährung. Ayurvedisch betrachtet beginnen viele Krankheiten im Verdauungstrakt! Wenn man das weiß, isst man seltener irgendwelchen künstlichen Mist. Genauso schlimm ist es, zu viel und zu oft essen. Die alte Regel gilt: Essen Sie morgens wenig. Mittags sollte die Hauptmahlzeit sein, weil das Verdauungsfeuer (Agni) dann hoch ist. Und abends soll es lieber wenig und leicht sein. Dazwischen gibt es nichts außer Wasser oder Tee, man lässt dem Darm vier bis fünf Stunden Verdauungszeit. Drei bis vier Stunden vor dem Schlafengehen sollte man nichts mehr zu sich nehmen. Das kann man sich alles übrigens tatsächlich antrainieren (ich weiß es!). Ihre Verdauung wird es Ihnen danken!

Wie viel darf man essen?

Legt man seine Hände aneinander und formt daraus eine Schale, ergibt das etwa die Menge, die man zu einer Mahlzeit zu sich nehmen sollte: Ein Hälfte davon ist Nahrung, ein Viertel Flüssigkeit und der Rest besteht aus Luft – also niemals bis zur Übersättigung essen. Das gilt für beide Schwester-Disziplinen. Die meisten Menschen essen und trinken zu viel, daraus allein können viele Krankheiten entstehen. Um sich selbst auf Linie zu bringen, fangen Sie einfach damit an: Essen nur, wenn man hungrig ist, nur frisch zubereitet Nahrung und man setzt sich bitteschön zum Essen hin. Gründlich kauen nicht vergessen! Man merkt schon, so ungewohnt ist auch Ayurveda nicht für uns. Jedoch ist die richtige Nahrungszusammenstellung für das eigene Doshas entscheidend. Hier wird Ayurveda jetzt ungewöhnlich anders. Wenn Sie das alles beachten, werden Energie, Schlaf und Stuhlgang verbessert und Sie werden seltener krank. Probieren Sie es doch einfach mal drei Monate lang aus. Eine echte Ernährungsumstellung ist ein interessantes Projekt!

Annette Bauer

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