Die Kraft der Wahrheit: Satyagraha

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Wer yogisch leben möchte, nimmt sich gern an Gandhi ein Beispiel: Festhalten an der Wahrheit, die Kraft der Wahrheit, das ist Satyagraha. Ein Kunstwort für eine politische Strategie.

Ein Kunstwort von Gandhi

Das Wort Satyagraha ist aus zwei anderen Wörtern geschaffen: Satya, Wahrhaftigkeit und Sein, und Graha, Beharrlichkeit und Enthusiasmus. Gandhis Neffe schlug „Sadagraha“ (Festhalten am Guten) vor, Gandhi machte „Satyagraha“ daraus. Es sollte beschreiben, wie Gandhi in Südafrika und Indien vorging.  Beharrlich an das Gute im Menschen glauben, an die richtige Tat, dabei gewaltfrei bleiben. Auch, wenn das bedeutet, Ungerechtigkeit, Schmerz und Leid zu ertragen. Ein starker Begriff, der sehr klar versinnbildlicht, was Gandhi vorgelebt hat.

Die Kraft der Wahrheit: Satyagraha

Er und seine Mitstreiter wollten mit der Philosophie des Satyagraha, durch beharrliche Gewaltlosigkeit (Ahimsa), das Gewissen des Gegners ansprechen und ihn so auf ihre Seite ziehen. Gandhis „Festhalten an der Wahrheit“ sollte die Gewaltspirale unterbrechen. Durch das bewusste Übertreten von Gesetze, machten er und seine „Satyagrahis“ den Gegner auf Ungerechtigkeiten aufmerksam: Ein Appell an Herz und Gewissen, damit die Engländer einlenken und man miteinander reden kann.

Passiver Widerstand vs. ziviler Ungehorsam

Anders als die Idee des passiven Widerstandes ist Satyagraha eine kraftvolle Verdeutlichung von Missständen. Passiver Widerstand ist für Gandhi eine schwache Kraft, sie vermeidet Gewaltanwendung nur durch den Mangel an verfügbaren Waffen. Für ihn war kompletter Gewaltverzicht die Voraussetzung für seinen Kampf. Dazu gehörte auch der zivile Widerstand, der ihn regelmäßig ins Gefängnis brachte. Mehr als Ungehorsam bringt ziviler Widerstand die Massen auf den Plan: Indem sie ihre Arbeit niederlegen, verweigern sie die Kooperation mit dem Unterdrücker.

Die Gelübde des Satyagrahi

Der reinste Yogi ist dann schon ein Satyagraha-Kämpfer, wenn er alle Gebote von Yama und Niyama nach Patañjalis Yoga Sutra beachtet und einhält. Dazu gehören für den Satyagrahi Wahrheit, Gewaltlosigkeit, Keuschheit (Brahmacharya), Besitzlosigkeit, aber auch Mut, Furchtlosigkeit und Tapferkeit. Er hält eine fleischlose Diät ein, darf nicht stehlen, soll für sein Brot arbeiten und steht für die Gleichberechtigung der Religionen ein. Abgelehnt wird das System der Unberührbaren (Kasten) und die Unterstützung der regionalen Wirtschaft (des eigenen Landes). Um so ein Satyagrahi zu sein, muss man eine starke Überzeugung und Disziplin besitzen. Doch dann wird man die Freiheit (Moksha) im Außen wie im Innern erlangen!

Annette Bauer

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