Indiens Religionen

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Die Zusammensetzung der Religionen in Indien sieht so aus: Etwa 84 Prozent Hindus (mindestens 300 Millionen allein in Indien). Der Rest sind also 16 Prozent, sie setzen sich aus 11 Prozent Moslems, 2,4 Prozent Christen, 1,8 Prozent Sikhs und 0,6 Prozent Buddhisten zusammen.

Den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrechen

Bevor die sogenannten Aryer mindestens 2000 Jahre vor unserer Zeit ins Industal einwanderte, gab es dort eine drawidische Naturreligion. Sie findet man in großer Ausprägung noch in Südindien, heute vermischt mit dem Hinduismus. Der Hinduismus ist nicht nur eine ur-indischen Religion, sondern auch eine Lebensphilosophie. Sie basiert nicht auf den Lehren eines oder mehrerer Propheten, sondern wurde von den Sehern (Rishis) in tiefer Meditation erkannt. Dabei geht es um die Unzerstörbarkeit der Seele, um den Kreislauf der Wiedergeburten und wie man ihn durch ethisches Verhalten überkommt. Im sechsten Jahrhundert vor Christus kamen Jainismus und Buddhismus dazu: Kerngedanken dabei sind Askese, Enthaltsamkeit und Gewaltlosigkeit. Im siebten Jahrhundert brachten erst die arabische Händler den Islam nach Indien: Später auch die Afghanen und die Moguln, die das Land lange beherrschten. Der Großmogul und Kaiser Akbar heiratet Frauen aus drei verschiedenen Religionen, um die Unterschiede und Gegensätze zu vereinen.

Indiens Religionen

Im 15. Jahrhundert gründete Guru Nanak die Sikhreligion aus dem der Kundalini Yoga hervorging. Den Sikhs geht es um die Einheit mit Gott, Disziplin und geistiges Streben und gründet sich auf Elementen der Bhakti- und Sufi-Bewegungen. Der heilige Apostel Thomas kam kurz nach Christus Tod nach Indien und brachte das Christentum mit. Diese Ausprägung geht auf die Syrische Christliche Kirche in Südindien zurück. 1542 wurde diese Form des Christentums durch den heiligen Franziskus Xavier durch den römisch-katholischen Glauben erweitert. Auch Judentum und Zoroastrismus bzw. Parsismus fanden den Weg über die Händler vor bereits über 3000 Jahren nach Indien.

Brahmanen und die Veden

Nein, wieder keine Popgruppe! Auch die brahmanische Religion und die Veden gehören der vor-hinduistischen Zeit an. Veden und Brahmanismus sind sozusagen die erste und zweite Vorstufe des Hinduismus. Man unterteilt die vedische Zeit in vier Vedas: Rigveda mit der Verehrung von Gottheiten wie Indra, Vishnu, Rudra und Agni. Der Samaveda enthält Texte der heiligen Hymnen, der Yayurveda die Formeln der Opferrituale und der Atharvaveda eine Zusammenfassung aus den vorangegangenen dreien. Er wird dem Brahmanen zugeordnet, der die Rituale überwachen soll. Bis zu dieser Zeit wurde alles auswendig gelernt. Die Brahmanen begannen erst später alles  aufzuschreiben, was sie wussten. Man nennt diese Zeit Brahmanismus mit den Schriften Aranyakas und Upanischaden, Mahabharata und der Bhagavad Gita und dem Ramayana-Epos. Brahmanen sind die Gelehrten und bilden die erste Kaste Indiens, sie sind zuständig für Opfer und Rituale. Zur gleichen Zeit und damit einhergehend entwickelten sich die sechs Darshanas, die sechs philosophischen Systeme Indiens: Vaisheshika, Nyaya, Samkhya, Yoga, Mimamsa, Vedanta.

Hinduismus

Hindus gibt es nicht nur in Indien. Es gibt ihn in Pakistans, Burma, Hinterindien, Afrika, auf Guam, den Fidschi-Inseln, auf Ceylon und Bali und natürlich überall, wohin Inder auswandern. Der größte deutsche Hindutempel ist der Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm. Die Besonderheit des Hinduismus sind Götterverehrung und Darstellungen von Götterlegenden, Feste, Opfer und ein täglicher Gang zum Tempel. Man hat Tempel im und vor dem Haus und bringt täglich Süßigkeiten- und Rauchopfer. Das mutet uns wie Aberglauben an, im Gegensatz zu uns sind aber viele asiatische Religionen tief in ihrer täglichen Spiritualität verwurzelt . Nichts anderes bedeutet Religion: Eine Rück-Verbundenheit mit dem großen Ganzen zu finden.

Annette Bauer

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