Yoga für die Frau

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Was ist weiblich, was männlich? Gibt es einen unterschiedlichen Blick und Bedürfnisse im Yoga für Frauen und für Männer? Geeta S. Iyengar, Ana Forrest und Anna Trökes sind Beispiele für Yoga-Lehrerinnen, die Yoga für Frauen modifiziert haben.

Weibliches Yoga – was ist das?

Yoga  entstammt doch einer sehr männlichen Philosophie. Weiblich sein bedeutet, den Perfektionsanspruch in einer eher männlich geprägten Arbeitswelt aufzugeben. Männer wie Frauen profitieren davon, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen, ihre Ängste wahrzunehmen und die weibliche Seite zu Wort kommen zu lassen. Das Erkennen der Blockierungen und Verletzungen, das Zulassen von Wut und Trauer führt zur Integration der Schattenanteile. Dazu muss man weich und annehmend (weiblich) werden. Yoga ist also ein lebenslanger Prozess sich mit sich selbst neu zu verbinden: Es bedeutet, sich anzubinden oder zu verbinden, und ist ein Weg zur Selbstermächtigung. Das liegt voll im Trend und nennt sich Yin Yoga und verbindet sich mit der Erkenntnis über das Bindegewebe, also den Faszien. Dass es funktioniert beweisen Millionen weibliche Yoga-Praktizierende weltweit.

Geeta Iyengar

“Yoga für die Frau” von Geeta Iyengar © O. W. Barth

Der Palast der Winde ist eigentlich nur eine riesige Fassade (siehe Bild oben) und bot allen Frauen des Maharadschas ein Fenster nach draußen. Der Blick von Frauen auf die Welt ist ebenfalls ein anderer als von Männern. Die Tochter von B. K. S. Iyengar Geeta S. Iyengar nahm schon als Kind Yoga-Unterricht und hat ihr Leben Yoga gewidmet. Ihr fundiertes Wissen hat sie für die speziellen Bedürfnisse von Frauen aufbereitet. Im Buch “Yoga für die Frau” gibt sie eine Einführung in Yoga-Stellungen, Atemübungen und Meditationstechniken, die besonders für Frauen sinnvoll sind und stellt auf 200 Fotos die Haltungen selbst vor. Es geht um die Steuerung hormoneller Prozesse bei Menstruation, Schwangerschaft, Geburt und in der Menopause. Darüber hinaus lindern sie typisch weibliche Beschwerden und steigern sogar die Liebesfähigkeit. Es gilt als Standardwerk der Yogabücher für Frauen und holte die Übungen aus der “männlichen” Yoga-Ecke. Das frühe Werk ist allerdings durchaus noch sehr leistungsorientiert aufgebaut, ergänzt aber Iyengars Buch “Licht auf Yoga” sehr gut.

Ana Forrest

Auch beim Forrest-Yoga, nach Begründerin Ana Forrest, geht es recht fordernd zu. Sie verwebt die Yoga-Praxis mit schamanischen Elementen der amerikanischen Ureinwohner und erdet so die Teilnehmer. Das ist ein spannendes Konzept, bei dem man sich auch den eigenen Schattenanteilen stellt, denn durch die fordernden körperlichen Übungen kommt man an ungeahnte Grenzen. In diesem Grenzbereich arbeite man beim Forrest-Yoga in einem geschützten Raum unter der Anleitung von erfahrenen Lehrenden. Anders als bei reinem Leistungsdenken erweitert man die eigenen Fähigkeiten in einem eher yogatherapeutischer Ansatz. Gerade in kritischen Situationen des Lebens hilft Forrest-Yoga durch die Erfahrung durchzugehen und klare Entscheidungen zu treffen. Yoga ist ein Werkzeug, um sich den Herausforderungen zu stellen.

Anna Trökes

Anna Trökes begann 1974 in Berlin zu unterrichten, lehrt seit 1983 in der Yogalehrer-Ausbildungen des BDY (Berufsverbandes der Yogalehrenden Deutschlands) und in anderen europäischen Verbände. Durch sie wurde das Bild des Yoga in Deutschland nachhaltig geprägt, da sie besonders in der Yogalehrer-Ausbildung wert auf Energie, Atem und Anatomie legt. Zur Zeit leitet sie die Prana-Yoga-Schule in Berlin, gibt Workshops und schreibt ohne Unterlass Bücher. Rund 30 hat Anna Trökes schon veröffentlicht, darunter “Die kleine Yoga Philosophie” und “Yoga für Fortgeschrittene”, und ist darüber einem breitem Kreis von Yoga-Interessierten bekannt. Ihr Yoga Wissen kombiniert sie mit Psychologie und Forschung und fördert so die Akzeptanz für Yoga bei uns im Westen. Gerade diese Kombination aus Wissen und weichen Yoga-Übungen schafft ein weibliches Yoga der Energie.

Akzeptanz des eigenen Unperfekten

Schatten, Macken, Eigenheiten hat jeder Mensch, sie anzunehmen und sie nicht mehr zu verstecken führt Männer und Frauen dazu, das eigene Potenzial zu erkennen und zu leben. Auch wenn es für die Umgebung ungewohnt ist, kann frau zu einer starken, erwachsenen Frau werden, die ebenso ihre Wut und starken Gefühle zeigen kann. Frauen sollten sich nicht klein machen, nur weil Männer diese Gefühle nicht aushalten können. Yoga bringt Männer wie Frauen ins Gleichgewicht, um mit Herausforderungen umgehen zu können. Genauso wie unsere Medizin eine männliche Herangehensweise hat: Sie reduziert alles auf Prozesse und Anatomie und gibt weiblicher Intuition und Spiritualität keinen Raum. Je mehr wir alle unsere weibliche Seite anerkennen und sie leben, um so eher können wir uns selbst besser verstehen und heilen. Yoga ist ein mögliches Werkzeug dafür.

Annette Bauer

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