Mitgefühl entwickeln: Maitri

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Maitri steht für Mitgefühl, aber auch für liebende Güte, Wohlwollen und Freundlichkeit. Im Yoga möchte man die liebende Güte kultivieren, um schlechte Gefühle durch gute zu ersetzen. Man arbeitet damit an den Samskaras, um sie auszumerzen.

Allgemeine Verbundenheit

Yoga Sutra 1,33:
“Der Geist wird durch die Entwicklung von liebender Güte,
Wohlwollen, Freude und Gleichmut gegenüber Freude und Leid,
Erfolg und Misserfolg klar.”

Neudeutsch bezeichnet man Mitgefühl mit Empathie. Man fühlt mit, wie es anderen geht. Daraufhin kann man anders handeln als im üblichen Sinne. Kinder haben ein natürliches Mitgefühl mit allen Wesen, auch Katzen und Hunde fühlen sich in ihre Besitzer ein. Geht es dem Herrchen schlecht, sind sie sehr aufmerksam und kommen kuscheln. Im Yoga Sutra bringt Patañjali Maitri mit weiteren Eigenschaften in Verbindung: Durch Mitgefühl entwickelt man Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft (Karuna). Sie lässt uns Freude empfinden (Mudita) und Toleranz (Upeksha) entwickeln: Wir bleiben zugewandt und entspannt bei einem glücklichen (Sukha), leidvollen (Duhka), erfolgreichen (Punya) oder einem negativer (Apunya) Anlass.

Mitgefühl entwickeln: Maitri im Alltag

“Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht, und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.”
Meister Eckhart

Wie macht man das nun im Alltag? Maitri kann dort entstehen, wo wir uns wirklich auf unser Gegenüber einlassen: Man hört genau zu, was der andere sagt, ist aufmerksam und wohlwollend. Es geht um Anteilnahme und Wertschätzung, etwas das in der Arbeitswelt völlig abhandengekommen zu sein scheint. Und auch im Miteinander der Menschen fehlt die Öffnung für das Gegenüber. Durch Offenheit und Mitgefühl können überhaupt erst Hilfsbereitschaft und Toleranz entstehen, ob für die Nachbarin oder Flüchtlinge aus anderen Ländern.

Warum ist Maitri so besonders wichtig?

Und wozu braucht man das als Yogi? In Patañjalis Yoga Sutra wird im ersten Kapitel die Geistestätigkeit erforscht. Man lern zu verstehen, wie der Geist arbeitet und wie man ihn zur Ruhe bringen kann. Durch Maitri, die liebende Güte, bleibt der Geist klar und ruhig, egal was ihm präsentiert wird. Er trübt sich nicht durch Freude und Leid, sondern bleibt ein Beobachter. Zu heftige Gefühlsaufwallungen bringen ihn in Unruhe, mit heiterer Gelassenheit begegnet man allen Herausforderungen des Alltags. dadurch können nach und nach die Samskaras, die schlechten Angewohnheiten, durch neue ersetzen.

Annette Bauer

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