Der Körper als Tempel der Seele

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“Tu Deinem Leib etwas Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.” Theresia von Avila

Heimstatt für den Geist

Der Körper gilt als Tempel der Seele, weil man ihn hegen und pflegen soll. So wie im Tempel Gott wohnen soll, soll im Körper der Geist wohnen können: “Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel ist des heiligen Gottes in euch, den ihr von Gott habt, und ihr nicht euch selbst gehört?” (1. Korinther 6:19) Der eigene Leib wird am Ende des Lebens also wie ein geliehener Anzug abgegeben. Während des Lebens ist es jedoch der einzige Ort für Kontemplation und Selbsterkenntnis. Wo anders könnte man das tun?

Der Körper als Tempel der Seele

Die pflegliche Behandlung des Körpers ist auch im Yoga das höchste Ziel. Wir müssen uns erst im Körper zu Hause fühlen, um das höchste Ziel des Yoga, die Grenzen des Körperbewusstseins zu überwinden, zu erreichen. Dann kommen wir zur Einheit des Seins mit der Schöpfung. Das göttliche Prinzip manifestiert sich in diesem Leben, in diesem Körper, und kann weltliche Erfahrungen machen. Der Wunsch nach Erfahrungen ist verbunden mit dem Streben nach der Einheit, der Überwindung des Getrenntseins. Der Leib dient also als Erfahrungs-Werkzeug oder -Vehikel und ist dadurch sehr kostbar.

Yoga ist mehr als Gymnastik

Für viele ist Yoga nur eine bessere Gymnastik. Merkwürdig verknotete Körperteile sollen aber einfach nur die Energie wieder fließen lassen und Blockaden  (Granthis) lösen. Das gelingt ebenso durch Atemtechniken (Pranayama) wie auch mit Bandha-Übungen. Und das nicht nur in den Muskeln, sondern auch im Geist. Ein beweglicher Geist führt uns zu einem weitaus größeren Gut, der Freiheit. Nur durch Meditation oder Kontemplation gewinnt man Abstand, Gelassenheit und Selbstermächtigung: Man erhält die Hoheit über sich selbst zurück. Wie man sie erlangt, findet sich im Yoga Sutra des Patañjali, der Hatha Yoga Pradipika und der Bhagavad Gita und bei guten Yoga-Lehrern Ihres Vertrauens.

Der Yoga-Weg ist ein Weg des Zweifels

Nun liest es sich so, als würde man mit der richtigen Lektüre den Weg der Erkenntnis leicht finden. Dem ist nicht so, denn Yoga verhilft vor allem dem gesunden Zweifel auf die Sprünge, Hinterfragen wird groß geschrieben. Alles, was man tut, steht auf dem Prüfstein. Ist es sinnvoll? Ist es nachhaltig? Schadet es niemandem? Bin ich mit mir selbst ehrlich? Erst wenn wir Erfahrungen mit Wissen paaren und uns Anregungen von einem Lehrer holen, können wir über Yoga, Atmung und Meditation Freiheit im Körper und im Geist erfahren. Man sagt auch: “Der Körper ist der Tempel der lebendigen Seele”.

Annette Bauer

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